Watzmannüberschreitung

Letzte Woche stand ich für einige Tage mit meinem Bus in Ramsau im Berchtesgadener Land. Tobi war mit seinem T3 ebenfalls angereist. Als große Wanderung hatte ich die Watzmannüberschreitung vor. Die Watzmannüberschreibung ist eine bekannte Wanderung mit folgender Route:

  • von Ramsau hinauf zum Watzmannhaus (ca. 1350hm Aufstieg auf Forstweg)
  • dann hinauf zum ersten Gipfel des Watzmanngrats, dem Hocheck (ca. 600hm Aufstieg)
  • von dort gehts weiter auf dem Watzmanngrat zur Mittelspitze und zur Südspitze (ca. 300hm Ab- und Aufstieg, z.T. leichte Kletterei)
  • dann folgt der Abstieg zur Wimbachgrieshütte (ca. 1400hm Abstieg im schwierigen Gelände)
  • als Abschluss muss durch das Wimbachgries 10km immer leicht bergab bis zurück nach Ramsau gewandert werden

Vor einigen Jahren war ich den ersten Teil der Wanderung bis zum Hocheck gewandert und hatte dabei sehr viel Spaß in der tollen Landschaft. Seitdem spukte in meinem Kopf herum, dass ich diese Wanderung zu Ende bringen wollte.

Leider war das Wetter im Berchtesgadener Land erstmal schlecht, so dass wir nur eine kleine Wanderung unternehmen konnten und uns zwei Tage lange die Zeit mit Herumhängen, Kaffeetrinken und Film gucken vertrieben haben. Außerdem gab es hinter unserem Parkplatz einen netten Bergfluß (Ramsauer Ache) zum Plantschen (leider zu kalt zum Baden). Zum Glück verzog sich das schlechte Wetter, so dass wir am Mittwoch bei strahlendem Sonnenschein zum Watzmannhaus gewandert sind. Wir haben dort im Lager übernachtet.

Am Donnerstag sind wir gegen 6:30h zum Hocheck aufgebrochen. Auf halber Strecke hat sich Tobi entschlossen, umzukehren, da die zu erwartenden Strapazen und seine Fitness nicht zusammenpassten. Ich bin alleine weitergegangen, da ich diese Wanderung endlich abhaken wollte.

Zum Hocheck zog sich die Strecke ziemlich, mehr als ich das vom ersten Mal in Erinnerung hatte. An den ersten seilversicherten Stellen brachen diverse Tagestouristen ihre Wanderung ab. Ich wurde langsam warm, und kam immer besser voran. Am Hocheck habe ich dann in der Sonne gefrühstückt. Beim Anblick einiger Wanderer, die ihr Klettersteigset und ihren Helm anlegten, wurde mir etwas mulmig, da ich beides nicht dabei hatte. Ich bin relativ fix zur Mittelspitze aufgebrochen, da ich nicht in oder hinter dem Pulk Wanderer stecken wollte.

Die Gratüberschreitung lief super: irgendwie kam ich in den Flow und bin über die Mittelspitze zur Südspitze gewandert. Alle wirklich kritischen Stellen sind mit Seilen gesichert, so dass man mit einer oder beiden Händen am Seil alle Stellen sicher abklettern kann. Hinter mir hörte ich das Klackern der Wanderer mit Klettersteigsets…

Absolut schwindelfrei sollte man allerdings schon sein: Am besten fand ich die Stelle, bei der man direkt auf einem 80cm breiten Grat geht, und es zu beiden Seiten mehrere Hundert Meter hinab geht. Auf der Mittelspitze habe ich mich nur kurz aufgehalten, um den Flow nicht zu verlieren. Am Ende des Grats kurz vor der Südspitze muss man dann noch einen fast senkrechten Kamin hochklettern. Dank Stahlseil und vorhandener Tritte ist dies aber auch kein Problem.

Auf der Südspitze war ich dann sehr glücklich über die Überschreitung und habe dort eine Stunde lang gerastet. Die Südspitze bietet recht viel Platz, so dass dort noch mehrere andere glückliche Überschreiter mit mir Pause gemacht habe. Das Wetter war auch dementsprechend sonnig und warm.

Der Abstieg wurde eine echte Konditionsprüfung: über 1400hm geht es nur bergab, in größtenteils schwierigem Gelände. Schwierige Stellen sind hier wieder mit Seilen gesichert. Außerdem gibt es einige Schotterabschnitte zum Absurfen (weswegen auch viele einen Helm als Schutz vor Steinschlag dabei hatten…).

Als ich mit einer Gruppe von 4 anderen Wanderern an der Wimbachgrieshütte ankam, war ich ziemlich gerockt. Mein Wasser war auch alle, so dass es für mich nix schöneres gab, als in der Hütte einzukehren. Dort gab es dann lecker Kuchen und Apfelschorle – die Wirtin hat mir für meine letzten Bargeldbestände noch ein riesiges Stück Nussstrudel überlassen 🙂

Zu dritt sind wir die letzten 10km zurück nach Ramsau gewandert. Zum Glück ging es nur noch leicht bergab, denn steil bergab haben unseren Oberschenkel nicht mehr mitgemacht 🙂 Glücklich sind wir schliesslich in Ramsau angekommen. Das Wetter hat bis zum Schluss gehalten.

Fazit: Yeah, endlich hab ich diese Tour durchgezogen. Das Wetter war super, und am Ende habe ich auch noch nette Weggefährten kennengelernt. Ein Klettersteigset ist überflüssig, ich war jedoch sehr glücklich über die Handschuhe, die ich dabeihatte. Helm ist keine schlechte Idee, aber auch nicht unbedingt nötig. Man sollte ganz sicher schwindelfrei sein und Kondition für den Absteig mitbringen.

Alle Fotos der Tour.

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